Menschen verbringen sehr viel Zeit damit, Filme, Serien und andere Sendungen zu konsumieren. Im Durchschnitt verbringen Einwohner in Deutschland 195 Minuten mit Fernsehen (1). Hier sind aber Streaming oder Onlinevideos á la YouTube noch gar nicht miteingeschlossen.
Vor den Fernsehgeräten zu sitzen gilt als schlecht und ungesund für den Organismus. Aber sind die Welten auf den Bildschirmen nur Fluch oder auch Segen? – Autor: Gerd Schmid

Zunächst ist bei diesem Thema darauf hinzuweisen, dass es sehr unterschiedliche Arten von Fernsehen gibt (Wenn im Folgenden von Fernsehen die Rede ist, so sind hier auch andere Formen um Sendungen und Filme zu konsumieren, wie zum Beispiel Streaming oder Online-Videos, gemeint. Das Surfen im Internet und auf Sozialen Netzwerken ist nicht miteinbezogen.):

Man kann sich zur Unterhaltung einzelne Spielfilme, Folgen von Serien, Fernsehshows oder Ähnliches ansehen. Spielfilme werden zunehmend in der Psychotherapie als Cinematherapy oder Spielfilmtherapie eingesetzt. Dokumentationen oder Kurzvideos im Netz können dazu dienen, sich zu informieren oder fortzubilden. Sport- oder Familiensendungen können zu einem sozialen Event werden, indem man sich gemeinsam bestimmte Sendungen ansieht. Fernsehen kann aber auch bedeuten, dass man wahllos durch die Kanäle zappt, sich durch Youtube-Videos klickt oder sich von TicToc mit Kurzvideos bombardieren lässt. Je nach Art des Bildschirmkonsums ist auch das Erleben anders.

Claudia Hammond bricht in ihrem Buch „Die Kunst des Ausruhens“ (2) eine Lanze für das Fernsehen. Für die Autorin ist das Fernsehen Beruhigungsmittel und fördert soziale Verbundenheit. Sie zitiert dabei Forschungsergebnisse des Psychologen Mihály Csíkszentmihályi, nachdem sich Teilnehmer einer Studie über die entspannende Wirkung von Fernsehen äußern.

Dass Fernsehen eine beruhigende Wirkung auf uns hat, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Nach einem ereignisreichen Tag ist es mir nicht möglich zu meditieren oder gemütlich ein Buch zu lesen. Wenn ich mir aber einen guten Film ansehe, kann ich abschalten und in andere Welten eintauchen. Die Alltagssorgen sind dann einmal für eine Zeit lang vergessen und ich werde entspannter.

Allerdings kenne ich auch den umgekehrten Weg, nämlich, dass ich unruhiger werde, wenn ich lange vor dem Fernseher sitze oder wenn ich längere Zeit nur durch die Fernsehkanäle zappe.

Daher komme ich zu dem Schluss, dass Fernsehen uns von einem sehr hohen auf ein mittleres Erregungsniveau herunterholen kann. Aber um gänzlich entspannt zu werden, ist die schnelle Abfolge von Bildern wahrscheinlich doch zu viel. Dafür wäre das Lesen eines Buches mit vergleichsweise weniger Reizen dann doch besser geeignet.

Natürlich kommt es auch auf die Menge an. Hammond meint in ihrem oben erwähnten Buch, dass fünf Stunden Fernsehen am Tag sicher zu viel sind. Da ist man mit „Binge Watching“, also dem maßlosen Konsumieren von Serien, schnell darüber.

Summa Summarum kann das Fernsehen zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Menge eine wichtige Ressource für uns sein. Das Sitzen vor den Bildschirmen sollte aber keinesfalls ein Ersatz für Bewegung, das Erleben der Natur oder für kreative Tätigkeiten sein.

(1) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/118/umfrage/fernsehkonsum-entwicklung-der-sehdauer-seit-1997/

(2) Hammond, Claudia (2021): Die Kunst des Ausruhens – Wie man echte Erholung findet; DuMont Verlag, Köln

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